Gemarkungswanderung 2025

Im Jahr 2025, anlässlich der Feierlichkeiten zu „800 Jahre Schönstadt“, finden auch drei Gemarkungswanderungen um Schönstadt herum statt. Die Erste im Frühjahr, zusammen mit dem Heimatverein und jeweils eine im Sommer und im Herbst.

Die ca. 9 km lange Wanderung startet am Samstag, dem 19.04.2025 um 14 Uhr am „Alten Wasserhochbehälter“ (Spielplatz) und wird organisiert und begleitet vom Heimatverein Schönstadt. Am Grillplatz in Bracht treffen wir auf unsere direkten Nachbarn und legen dort eine Rast ein. Der Heimatverein sorgt für kühle Getränke und Verpflegung. Die Wanderung endet wieder am Alten Wasserhochbehälter und wird mit dem traditionellen Osterfeuer zum festlichen Ausklang gebracht.

Bildquelle: junkernpfad.de Dietrich Huber

Weginformationen


(1) Schönstadt

Schönstadt, ein Ortsteil der Gemeinde Cölbe, wurde erstmals im Jahr 1225 unter dem Namen „Schonstadt“ urkundlich erwähnt und diente bereits damals als Gerichtsort. Die Geschichte des Ortes wurde seit dem 13. Jahrhundert maßgeblich durch die Herren von Fleckenbühl und die Familie von Milchling geprägt.

Die Herren von Fleckenbühl waren ein wehrhaftes, niederadliges Geschlecht mit erheblichem Grundbesitz im Gerichtsbezirk Schönstadt. Ihr ehemaliges Schloss dient heute als Standort der bundesweit bekannten Suchthilfeeinrichtung Fleckenbühl.

Die Familie Milchling von und zu Schönstadt hingegen war weniger mit dem Gericht, sondern vielmehr mit dem Ort selbst verbunden. Im Jahr 1749 ließ sie anstelle einer Wasserburg das heutige Schloss errichten. Der letzte Nachkomme der Familie, Georg Dietrich Milchling, wurde 1937 dort beigesetzt.

Heute ist Schönstadt die Heimat von rund 1.600 Einwohnern.


(2) Die Mühlen am Roten Wasser

Entlang des Roten Wassers, zwischen Bracht und Bürgeln, liegen sechs historische Mühlen: die Dorfmühle in Bracht, die Neue Mühle und die Dorfmühle in Schönstadt, die Fleckenbühler Mühle, die Rondehäuser Mühle sowie die Dorfmühle in Bürgeln.

Diese Mühlen wurden im 13. und 14. Jahrhundert gegründet und prägten über Jahrhunderte das wirtschaftliche Leben der Region. Einige blieben bis ins frühe 20. Jahrhundert in Betrieb, bevor ihre Mahlwerke abgebaut und verkauft wurden. Anschließend erfolgte ihr Umbau zu Wohnhäusern.


(3) Die Waldmühle und das Rote Wasser

Die Waldmühle, vermutlich im Jahr 1525 erbaut und 1630 in den Besitz des Landgrafen von Hessen übergegangen, befindet sich seit zwölf Generationen im Eigentum der Familie Ungemach. Bis 1942 war die Mühle in Betrieb und erreichte eine durchschnittliche Mahlleistung von 60 Tonnen pro Jahr. 1958 wurde ein neues Wasserrad installiert, das seither den Schrotgang für die Landwirtschaft antreibt.

Das „Rote Wasser“ wurde erstmals im Jahr 1485 unter dem Namen „Bracht“ erwähnt. 1766 erhielt es in einem Steuerbuch die Grundlage für seine heutige Bezeichnung: „Rode Wasser“.

Sein Quellgebiet liegt auf den Brücher Wiesen im Herzen des Burgwaldes, auf einer Höhe von 300 Metern.


(4) Der Burgwald

Mit einer Fläche von rund 20.000 Hektar gehört der Burgwald zu den größten zusammenhängenden Waldgebieten Hessens. Seine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1263, als er im Langsdorfer Vertrag als „Burchholz“ bezeichnet wurde.

Um die ökologische Funktion des Burgwaldes langfristig zu sichern, wurde 1978 mit dem Naturschutzgebiet Christenberg ein Biotop-Verbundsystem ins Leben gerufen. Besonders wertvoll sind dabei die seltenen Moorbiotope in den Kernzonen, die miteinander vernetzt und in einem naturnahen Zustand erhalten werden.

Dank dieser Maßnahmen bietet der Burgwald zahlreichen seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten einen geschützten Lebensraum.


(5) Bracht

Erstmals wurde Bracht im Jahr 1241 unter dem Namen „Brachtfa“ urkundlich erwähnt. Nach langen Besitzstreitigkeiten zwischen dem Mainzer Erzbischof und den Landgrafen von Hessen wurde der Ort schließlich im Langsdorfer Vertrag von 1263 den Landgrafen zugesprochen und somit „herrschaftlich“.

Ein besonderes historisches Zeugnis ist das landgräfliche Jagdhaus, das 1721 in Bracht errichtet wurde. Neben weiteren „Diensthöfen“ in der Region diente es den Landgrafen und Fürsten nicht nur als Unterkunft während ihrer Jagdausflüge im Burgwald, sondern auch als geheimer Tagungsort für politische Entscheidungen.

Heute ist Bracht ein Stadtteil von Rauschenberg und Heimat von rund 950 Einwohnern.


(6) Flugplatz und Bandkeramikersiedlung

Im Jahr 1937 wurde auf Anordnung des Reichsluftfahrtministeriums ein Feldflugplatz eingeweiht. Dieser erlangte jedoch nur kurzzeitig zu Beginn des Krieges gegen Frankreich strategische Bedeutung.

Nach dem Kriegsende diente das Gelände zunächst als Flüchtlingslager, bevor es für die zivile Nutzung freigegeben wurde. In der Folge entstand dort der heutige Ortsteil Bracht-Siedlung.

Bei archäologischen Grabungen im Jahr 1949 sowie in späteren Jahren wurden in diesem Gebiet bedeutende Funde entdeckt. Sie weisen auf eine steinzeitliche Siedlung aus der Mitte des dritten Jahrtausends vor Christus hin und belegen eine frühe Besiedlung der Region.


(7) Hutewald

Durch die Beweidung und die gezielte Auswahl besonders ertragreicher Bäume mit für das Vieh nutzbaren Früchten – wie Eicheln, Bucheckern, Holzäpfeln oder Haselnüssen – entstanden in Mitteleuropa von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter lichte, unterwuchsarme Wälder. Diese waren geprägt von tief beasteten Hutebäumen.

Auch Teile des Junkernwaldes sowie des gesamten Burgwaldes wurden als Waldweide genutzt. Die Viehherden aus den umliegenden Dörfern, insbesondere aus Schönstadt, wurden hierhin getrieben. Die Zuteilung der Herden und ihrer Hirten zu bestimmten Waldgebieten folgte einer überlieferten Ordnung.

Für fremde, sogenannte „gedingte Schweine“, die oft über weite Strecken herangetrieben wurden, musste „Mastgeld“ gezahlt werden – eine bedeutende Einkommensquelle für die Grundherren. Um eine nachhaltige Nutzung zu gewährleisten, wurden die Weideflächen örtlich zugewiesen und durch Triften abgegrenzt. Genau hier befand sich einst eine solche Trift.


(8) Aussichtspunkte

Panoramablicke erstrecken sich bis zur Amöneburg, zum Vogelsberg, zum Hoherodskopf sowie zum Mönch- und Kellerwald.


(9) Aussichtspunkte

Panoramablicke erstrecken sich bis zur Amöneburg, zum Vogelsberg, zum Hoherodskopf sowie zum Mönch- und Kellerwald.


(10) Junkernwald und Junkersgrab

Das 320 Hektar große, in sich geschlossene Waldgebiet zwischen Schönstadt und Bracht ist als Junkernwald bekannt. Es handelt sich um einen Ausläufer des Burgwaldes, der nur durch das Tal des Roten Wassers davon getrennt ist.

Der Junkernwald befindet sich in Privatbesitz und wird seit etwa 30 Jahren nach den Prinzipien der „naturgemäßen Waldwirtschaft“ bewirtschaftet. Dadurch bietet er auf kleinstem Raum eine vielfältige Mischung von Bäumen unterschiedlichen Alters und schafft wertvollen Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten.

Auf Wunsch der Familie Milchling wurde im Jahr 1798 im Junkernwald ein Erbbegräbnis errichtet. In den darauffolgenden Jahren fanden dort elf Familienmitglieder ihre letzte Ruhestätte oder wurden mit einer Gedenktafel geehrt.

Das Familienwappen der Milchlings, das auch von den Schönstädter Vereinen übernommen wurde, begleitet uns als Zusatzmarkierung auf dieser Extratour.


Quelle der Informationen: junkernpfad.de Dietrich Huber

Trailer

https://youtube.com/shorts/uHXePkBjYkc